Jura Nordhausen, Gründer der Biokiste Hamburg, im Gespräch mit Philip Frenßen, Betreibsleiter der Gärtnerei Grünkorb. Die Gärtnerei gehört zu den regionalen Partnerbetrieben der Biokiste. In dem Gespräch geht es um die Betriebsphilosophie und Wirtschaftsweise der bio-zertifizierten Gärtnerei, besondere Anbaukulturen und das bevorstehende Hoffest.
Jura: Die Biokiste Hamburg und die Gärtnerei Grünkorb arbeiten jetzt seit 2011 zusammen. Philip, du hast damals in der Gärtnerei deine Ausbildung zum Gärtner gemacht. Jetzt leitest du sie – war das schon immer dein Ziel oder kam das eher zufällig?
Philip: Unser Plan war es, für unsere Märkte den Lieferservice auszubauen. Da wir allerdings seit Jahren einen eigenen Anbau haben, ging es jetzt erstmal darum diesen zu erhalten. Ich kümmere mich jetzt überwiegend um den Anbau der hofeigenen Produkte. Das passt einfach super mit der Biokiste. So decken wir alle Bereiche ab: Anbau, Wochenmarkt und Lieferservice.
Jura: Du bist 26 Jahre alt – damit hast du ziemlich früh sehr viel Verantwortung übernommen. Machst du dir manchmal Sorgen, wie fühlt es sich an?
Philip: Sorgen mache ich mir überhaupt nicht. Ich wohne mit meiner Familie hier auf dem Hof, deswegen nimmt das schon mal viele Sorgen. Wir sind ein gestandener Familienbetrieb – von meinen Eltern über meinen Onkel, Cousinen und Cousins arbeiten alle mit. Da bekommt man recht viel Rückendeckung. Man ist nicht allein!
Jura: Zur Gärtnerei Grünkorb: Habt ihr eine Betriebsphilosophie, worauf legt ihr Wert, im Anbau oder bei der Vermarktung?
Philip: Vor allem geht es um die Qualität! Bei uns geht nicht raus, womit ich nicht zu Hundert Prozent zufrieden bin. Wenn mir etwas nicht passt, kommt es nicht in die Vermarktung. Bei uns geht keine zweite Wahl über den Tisch – die spenden wir lieber oder essen sie selbst. Außerdem haben wir auch noch Hoffeste, wir sind kein reiner Produktionsbetrieb, sondern wollen es auch noch gemütlich haben.
Jura: Das hat man letztes Jahr auf dem Hoffest gemerkt, dass ihr an der Betriebsstruktur gearbeitet habt.
Philip: Genau. Wichtig ist uns auch Ordentlichkeit. Ich mag beispielsweise nicht, wenn auf dem Hof überall Müll rumliegt. Das gibt es bei uns nicht! Das habe ich sicher von meinem Vater, der ist als Landwirt sowieso strukturierter, deshalb wird das hier auf dem Hof auch so gelebt.
Jura: Das ist schön! Kannst du noch etwas über die Wirtschaftsweise der Gärtnerei erzählen? Zu welchem Anbauverband gehört ihr?
Philip: Wir gehören zum Bioland-Verband.
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Jura: Wie viel Hektar bewirtschaftet ihr?
Philip: Wir haben gute sechseinhalb Hektar Freilandanbau. Im Frühjahr haben wir ein neues Thermohaus mit 1400 Quadratmeter gebaut, außerdem gibt zwei ältere Thermohäuser mit jeweils 650 Quadratmetern. Das sind 2700 Quadratmeter unter Glas, also geschützter Anbau.
Jura: Und welche Produktgruppen baut ihr an?
Unser Kulturanbauprogramm ist relativ groß: Wir decken an die 150 Sorten ab. Das sind etwa 20 Tomatensorten, Auberginen, Paprika und Gurken, die überwiegend in Glas- oder Folienhäusern stehen. Im Freiland steht von Kürbis über Porree und Zwiebeln alles. Auch viele Kräuter und Salate. Wir machen alles. Eine bunte Mischung, die den Mix ergibt.
Jura: Weißt du, was ihr für einen Boden habt?
Philip: Relativ leichten, sandigen, aber humusreichen Boden. Nicht ideal für den Kohlanbau, manche Kulturen funktionieren einfach nicht, Knollensellerie beispielsweise. Aber für Salat und Kräuter ist der leichte Boden gut. Da wir keine Probleme mit Staunässe haben, können wir relativ schnell wieder auf die Anbauflächen. Anders als beispielsweise im Norden: Mein Vater ist aus Dittmarschen, der kennt das genau andersrum.
Jura: Seit wann ist die Gärtnerei Grünkorb eine Bio-zertifizierte Gärtnerei?
Philip: Die Gärtnerei ist jetzt seit etwa zehn Jahren biologisch wirtschaftend. Zuvor war die Gärtnerei eine konventionell geführte Staudengärtnerei. Sie lag dann eine Weile still, bis sie aus einer Ruine wiederaufgebaut wurde.
Jura: Gibt es die Möglichkeit, euren Betrieb zu besuchen?
Philip: Ja, es ist wieder ein Hoffest angesetzt, für den 26. August 2018. Da wird alles vorgestellt: Die Freilandflächen, Gewächshäuser und Kulturen. Man kann sich gern alles angucken. Wir stellen auf dem Hoffest auch immer Partnerbetriebe vor, mit denen wir zusammen handeln. Wir wollen zeigen, dass wir keinen anonymen Produkthandel betreiben, sondern nur ausgewählte Produkte von Kollegen aus der Region oder ausländische Lebensmitteln von zwei, drei Großhändlern beziehen. Eben, dass nichts anonym vermarktet wird.
Jura: Okay. Dann ist alles gesagt. Vielen herzlichen Dank! Ich bedanke mich auch für die Zusammenarbeit, ich freue mich jedes Mal aufs Neue!
Philip: Ich mich auch. Gern geschehen!
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